Reisegeschichten vom Januar 2018

 

Gaby Weik und Helga Winkenbach waren vom 13.-30. Januar 2018 in Burkina Faso. Hier ihre Reisegeschichten:

 

 

Die erste Nacht in Koudougou

Nach der Ankunft in Burkina Faso und einem herzlichen Empfang durch unsere Freunde in Koudougou ziehe ich bei meiner Gastfamilie in Koudougou ein. Wie letztes Jahr beziehe ich “ mein “ Zimmer. Auf dem Bett baue ich meinen Moskitodome auf. Der Moskitodome ist eine super Sache. Er ist für die nächsten zwei Wochen mein sicheres Castle, my Home. Aber bis ich drin liege ist noch ein langer Weg. Schlafsack rein, Kissen, Fleecedecke, Taschenlampe und die unvermeidliche Bauchtasche, die meine gesamte Barschaft, meinen Pass, ein kleines Desinfektionsspray, Autan und Feuchttücher enthält. So, jetzt noch meine Reisetasche zur Abstützung des Moskitodomes ans Fußende des Bettes gestellt, da der Dome etwas länger ist als das Bett.Mist, mein Schlafanzug ist noch in der Reisetasche, also alles auf Anfang und den Schlafanzug gesucht. Schlafanzug an, mit Autan einsprühen, Nasenspray und mit Hexoral gurgeln, um die von der trockenen Luft und dem Staub gereizten Schleimhäute vor Entzündungen zu schützen. Ach ja, lieber noch mal aufs Klo gehen. Hausschuhe an, bis zur Eingangstür gehen, dann die Latschen für draußen an sonst bringt man den ganzen Dreck vom Hof mit ins Haus. Wieder zurück, Taschenlampe vergessen. In der Toilette liegen schon zwei Hühner, die es sich für die Nacht bequem gemacht haben. Sie lassen sich von mir nicht stören. Endlich bin ich fertig und liege in meinem Dome. Das Licht brennt noch, Taschenlampe im Dome an, raus, Licht aus und wieder rein. Jetzt nochmal die Hände desinfizieren und dann gute Nacht. Hoffentlich muss ich heute Nacht nicht nochmal raus.

Gaby Weik

 

 

4 Stunden Gehoppel
Heute geht es an die Schule in Passin, da waren wir bisher noch nie. Im Herbst haben wir hier 25 Schulbänke finanziert und jetzt wollen uns Schüler, Lehrer und die Elternschaft unbedingt kennenlernen.
Die Strecke Koudougou – Sabou geht recht fix, die Straße ist nach wie vor in einem guten Zustand. Ab Sabou nehmen wir die N 13 Richtung Leo und schon geht es los. Ein Schlagloch nach dem anderen, ausgesetzte Strecke, Wassermengen haben die Fahrbahn ausgefurcht. Unser Fahrer Vincent hebt mit beiden Händen das Lenkrad fest – und wir? Wir hoppeln und ruckeln und hoppeln und ruckeln, fragen uns wohin die Reise geht. Ans Ende der Welt, vielleicht?
Kurz vorm Ziel stehen links plötzlich an die zwanzig mit Männern besetzte Mopeds, die uns die letzten 500 m zum Schulhof eskortieren.
Und dort, so viele Menschen, wir steigen aus dem Auto aus und ein Klatschgewitter bricht los. Frauen tanzen, das ganze Dorf ist im Feiertaumel.
Von oben bis unten werden wir angeschaut, an den Gesichtern erkenne ich: Wir sind die ersten weißen Menschen im Dorf!
In einem Schulraum erfolgen die offiziellen Begrüßungsansprachen, zuerst eine Schülerin, dann Elternvertreter. Immer wieder wird betont, wie abgeschieden/abgeschnitten sie wohnen und dass wir wirklich bis hierher gekommen sind. Und dann schenken sie uns einen handgewebten Stoff und binden ihn uns zu Röcken um. Und wieder werden wir beklatscht, alle wollen ein Foto von uns.
Draußen tanzen die Frauen, wir gehen dazu und tanzen mit. Gelächter, tolle Stimmung, was haben wir einen Spaß miteinander.
Natürlich stehen uns jetzt wieder zwei Stunden Gehoppel bevor, zum Glück konnte sich unser Fahrer etwas erholen.
Und wir? So wie ich es vorhin im Klassenzimmer gesagt habe: „Wenn man hier ankommt, so wunderbar empfangen wird, da vergisst man die Holperstrecke und hat Lust wieder zu kommen mit mehr Zeit“.
Helga Winkenbach

 

Am Brunnen vor dem Tore…
Abends spielen ich mit den Kindern im Haushalt meiner Gastfamilie Memory oder Uno. Weil wir das schon letztes Jahr gemacht haben, kommen immer Naminata (12 Jahre) und ihr Bruder Allasanne (8 Jahre) aus der Nachbarschaft wieder dazu. Beliebt sind ganz klar auch die Gummibärchen und die Schokolade, die wir zum Spiel essen.
Um ca. 19:30 Uhr müssen die Kinder immer weg und kommen nach einer halben Stunde zurück.
Am zweiten Abend frage ich nach, wo sie denn hin gehen. Rènne, Kenneth, Buba und Naminata mit Allasanne müssen jeden Abend den Wasserwagen ihrer Familie zur Wasserausgabestelle, einem öffentlichen Brunnen, ziehen.
Das Wasserfass, das auf einem Handkarren montiert ist, wird am Brunnen abgestellt und kann dann nach etwa zwei Stunden wieder gefüllt abgeholt werden.
Das Fass ist für ca. 80-100 Liter Wasser. Das ist der tägliche Bedarf für die Familie.
Eine Füllung kostet ca. 25 Eurocent.
Das Wasserholen ist Aufgabe der Kinder. Um 21:30 Uhr geht es heute wieder los zum Abholen. Da geh ich doch mal mit.
Mit den 5 Kindern und meiner Taschenlampe bewaffnet ziehe ich los. Alleine hätte ich in der stockfinsteren Nacht den Weg niemals gefunden. Ca. 10 Minuten ist der Brunnen vom Haus entfernt. Ein kleiner holpriger Trampelpfad führt dorthin.
Unser Fass ist noch nicht gefüllt. Also haben wir noch etwas Zeit uns zu unterhalten.
Ein kleiner Junge, der auch mit seinen Geschwistern am Brunnen wartet, stellt sich vor mich hin und schaut mich unverwandt an.
Naminata weist ihn zurecht, er soll mich nicht so anstarren.
„Das ist kein Problem für mich“, sag ich zu ihr. „Eigentlich seht ihr doch in Koudougou ab und zu weiße Menschen“. „Ja schon“, sagt sie, „ im Auto oder in einem Restaurant sitzen, aber nicht so wie du“.
Das rührt mich richtig an. Denn das ist genau, was wir wollen während unseren Reisen nach Burkina: dabei sein und den Menschen in ihrem Alltag begegnen.
Als unsere Wasserwagen befüllt sind, machen wir uns auf den Heimweg. Die Kinder, alle zwischen 8 und 12 Jahren, müssen den schweren Wagen nach Hause ziehen. Die Mädchen ziehen und die Jungs halten durch Drücken den Wagen in der Spur. Schwerstarbeit – und das jeden Abend.
Die Kinder legen sich auf ihre Matten am Boden zum Schlafen, um morgen früh um 6:00 Uhr aufzustehen und zur Schule zu gehen.
Aber morgen Abend werden wir wieder viel Spaß beim Memory haben und die Kinder werden lachen, weil ich mir nichts merken kann. Mein Gummibärchenvorrat ist auch noch nicht aufgebraucht.
Gaby Weik

 

Von der Sojabohne zum Tofuspieß
Eigentlich kenne ich Tofu nur aus dem Supermarktregal. Das soll heute anders werden. Wir haben die Möglichkeit Solange bei der Herstellung von der Sojabohne bis zum fertigen Tofuspieß zu assistieren.
Das heißt vor allem früh aufstehen. Um 7:00 Uhr geht es los. Obwohl Solange gerade eine Malaria hatte und noch nicht ganz gesund ist, wollte sie uns nicht absagen.
Solange ist eine junge, kleine und sehr schmale Frau. Sie ist schon verwitwet und sorgt mit dem Verkauf der Sojaspieße für ihren Lebensunterhalt.
Die Sojabohnen müssen je nach Temperatur 3-6 Stunden in Wasser eingeweicht und in einer Mühle gepresst werden.
Das hat Solange bereits erledigt als wir ankommen.
In verschiedenen Arbeitsschritten wird aus dem Bohnenbrei Sojamilch. Dann wird wie bei der Käseherstellung Molke abgeschöpft und ausgepresst. Der so gewonnene Tofu wird in Würfel geschnitten und zweimal frittiert und anschließend in Tomatenwasser gekocht.
Zwischen den einzelnen Arbeitsschritten stellt Solange noch die Soßen her, die zu den Spießen verkauft wird.
Jetzt kommen Helga und ich zum Einsatz, die Spieße müssen gesteckt werden. Immer 3 Sojawürfel und dazwischen je 1 Stück Zwiebel.
Einen Arbeitstisch gibt es nicht, wir sitzen auf kleinen Hockern vor dem großen Topf und stecken und stecken. Wir beide sind nach einer Stunde kreuzlahm und machen immer wieder Dehnübungen. Bis wir fertig sind ist es ca. 14:30 Uhr und sehr heiß.
Solange belädt ihr Fahrrad mit der ersten Fuhre für den Verkaufsstand um die Ecke an einer Straße.
Hier werden die Spieße nochmals gegrillt und im Brot mit Soße verkauft. Zwei Spieße im Brot mit Soße kosten ca. 40 Eurocent.
Der Verkauf läuft an diesem Sonntag sehr gut, auch weil wir zwei weiße Frauen am Stand schon für Aussehen sorgen.
Fast alle Yaa Soma Burkina Mitglieder kommen vorbei und wollen probieren, was wir da so fabriziert haben.
Um 20:00 Uhr als wir uns von Solange verabschieden, ist sie fast ausverkauft.
Wie diese kleine zarte Frau das alles schafft, ist bewundernswert und sie hat unseren
ganzen Respekt.
Gaby Weik

 

 

Elternengagement

An jeder Schule gibt es sie: APE und AME. Die Vätervertretung und die Müttervertretung, also der Elternbeirat. Gewählt mit Vereinsstruktur und bei unseren Besuchen immer vor Ort an der Schule.
Früher waren es oft sehr alte Männer, da hab ich oft gedacht, ob das die Großväter sind? Aber nein, durch Vielehe und wegen der großen Kinderanzahl gibt es eben viele sehr alte Väter.
Das hat sich mittlerweile geändert. In den meisten APEs trifft man nun auch auf junge tatkräftige Männer und das ist gut so!
Da ist zum Beispiel Job, der uns die ganzen Vorhaben des APE am Collège in Kindi vorstellt. Sie haben einen Klassenraum gebaut, der muss noch verputzt werden, das ist das nächste Projekt dieser engagierten Eltern. Dann soll es weiter gehen mit einem Gebäude für den Schuldirektor.
In Kologwéogo hat Yaa Soma gemeinsam mit den Eltern eine Schulküche gebaut. Mütter kochen nun regelmäßig und meinen: „Die Küche hier ist schöner als meine eigene“.
In Nanoro hat die Elternschaft im letzten Jahr ein Gebäude für eine Klasse gebaut. Zum Glück wird nun von staatlicher Seite eine Schule errichtet. Yaa Soma liefert dazu 25 Schulbänke!
Und auch in Kindi steht ein Klassenraum von den Eltern finanziert und gebaut.
In Bonsomnoré hat der APE vor drei Jahren ein dreiräumiges Haus gebaut. Sehr schön, da haben alle zusammengelegt: die Verwandtschaft aus der Elfenbeinküste (da werden dann Summen in Höhe von 5000 FCFA geschickt, das sind 7,50 Euro), Menschen aus dem Dorf, die irgendwo im Land einen Beruf ausüben und Geld verdienen. Alle geben was ans Dorf zurück. Wir gehen dann rein in eines der Klassenzimmer. Das Geld hat nicht gereicht für einen Boden und so laufen wir über nackte steinige Erde. Eine Tür gibt es auch nicht, die Ziegen freuen sich nachts über diesen Unterschlupf. Und an den Fensteröffnungen hängen leere Betonsäcke. Fenster und Türen sind normalerweise aus Metall und das ist teuer. Drei Jahre geht das nun schon so, die Lehrer, die hier unterrichten – ohne Wind- und Sonnenschutz- haben meine Hochachtung.
Achtzig Löcher haben die Eltern auf dem Schulhof in Zikiemdin gegraben, Yaa Soma hat daraufhin die Bäumchen finanziert.
In Koligdi sind die Bäume auf dem Schulhof schon größer, auch dort haben Väter für die Bepflanzung gesorgt.
In Bouloum haben sich Eltern mit Lehrern verständigt, das von Yaa Soma für Schulmaterial zur Verfügung gestellte Geld, dazu zu verwenden, um die Schüler auf ein Niveau zu bringen. Sprich Kinder aus ganz schwierigen Familienverhältnissen erhalten Stifte und Hefte kostenlos, um gemeinsam mit ihren Kameraden am Unterricht teilnehmen zu können.
Ja, wenn man mich in diesem Jahr nach der Reise fragt, wie es so läuft in Burkina oder was mich bei der diesjährigen Reise ganz besonders beeindruckt hat, dann antworte ich: „Das große Engagement der Eltern, die vielen neuen Ideen und die tatkräftige Unterstützung ihrer Kinder beim Weg in die Zukunft!“.
Helga Winkenbach

 

 

 

Von Mädchen und Frauen

Vor ein paar Tagen war Frauentag, dazu haben wir viele gute Wünsche aus Burkina bekommen. Seit der Revolution übernehmen die burkinischen Männer für einen Tag den Küchendienst. Ich muss an diesem Tag an einige Mädchen und Frauen denken, die mir während unserer Januarreise begegnet sind.
Kayegue, die ich schon so lange kenne, arbeitet mittlerweile bei einer Busgesellschaft in Koudougou, verkauft Tickets und Telefonkarten. Nach der Arbeit geht sie auf Abendschule. Sie hat sich bewusst fürs Arbeiten entschieden, will noch nicht heiraten oder sich mit Männern einlassen. Kayegue hat beide Elternteile verloren, andere Familienmitglieder wohnen noch im Dorf. Ich hatte vor Jahren ein Foto in ihrem Gehöft aufgenommen, das habe ich ihr heute mitgebracht. Sie erkennt ihre verstorbene Mutter und meint: „Das ist das erste Foto, das ich von meiner Mama habe“. Ich bin so berührt.
An den Dorfschulen, die wir besuchen werden wir offiziell oft von Mädchen begrüßt. Mädchen, die sich trauen laut vor der ganzen Gruppe einen Begrüßungstext vorzutragen. Ich bin immer wieder beeindruckt von ihrem Mut.
In Dédougou sehen wir zum ersten Mal eine Kinderkrippe. Die sympathische Leiterin gibt mir ihr Kärtchen. Hier steht zu lesen: „ Unsere Krippe ist ganzjährig geöffnet und erlaubt es den Frauen sorgenlos einer Beschäftigung nachzugehen“. Ich bin überrascht.
Direktor Géoffroy Bado hat eigens einen Text geschrieben, den uns eine Schülergruppe in Ziekimdin vorführt. Es geht um ein Zwillingspärchen, der Bruder geht zur Schule und das Mädchen muss zuhause im Haushalt helfen. Lautstark reklamiert das Mädchen ihr Recht auf Beschulung und bittet um Mithilfe. Ich bin begeistert vom starken Ausdruck der Aufführung.
Die neue Direktorin des nationalen Schulministeriums, Mme Agnèse Yaméogo empfängt uns. Eine aufgeschlossene sehr sympathische Frau mit der wir ganz schnell warm werden.
Überall in Burkina begegnen sie uns: starke Frauen und Mädchen, die bereit sind für ihr besseres Leben zu kämpfen. Das macht Mut!
Helga Winkenbach

 

 

Allerlei zu essen

„Was esst ihr da so? Könnt ihr alles dort essen“. Solche Fragen bekommen wir immer gestellt.
Mittlerweile kennen wir in Koudougou etliche Lokale, wo wir bedenkenlos essen können. Da gibt es dann Hühnchen, Bohnen, Erbsen, Spieß, Pommes, frittierte Bananen, Couscous, Spaghetti und Reis, Erdnuss oder Gemüsesoße, Spieße und Pizza.
Und unsere burkinischen Yaa Soma Freundinnen wissen auch ganz genau, was unser empfindlicher Magen so verträgt. Da wird dann alles in Lafi-Wasser aus der Flasche gewaschen, gekocht und sogar unsere Teller werden damit abgespült. Danke Chantal, Elisabeth und Edith: bei euch schmeckt es immer wunderbar!
Frühstück ist auch kein Problem. Lafi-Wasser heiß machen und Kaffeepulver dazu. In der Boutique ein Baguette einkaufen und dazu Schmelzkäse (La vache qui rit), der keine Kühlung braucht. Und wer es mag, es gibt auch Frühstücksfleisch aus der Dose und Ölsardinen.
Die wirklichen Herausforderungen finden unterwegs statt. Wenn wir an einer Straßenkneipe anhalten und zum Beispiel die Kochstelle und das Spülwasser sehen. Oder auf dem Moped eines Jägers eine bereits gegrillte Wildente transportiert wird. Oder wenn Raupen und Frischfisch im Angebot sind. Wenn wir nicht wissen, wie alt das Frittieröl ist und von woher das Kochwasser kommt.
Da sind wir froh, wenn wir vorab schon Bananen eingekauft haben und wenn unsere Begleiter beim Bäcker angehalten haben, um für uns warmes Weißbrot zu kaufen. Danke Gilbert, dass du immer an pain locale für uns denkst!
Oft bestellen wir dann nur: „Un MALTA, s’il vous plaît“ und wünschen unseren Begleitern einen guten Appetit!
Helga Winkenbach

Im Hotel

Während unserer Reise in Burkina Faso haben wir für 3 Nächte einen Aufenthalt in der Stadt Dédougou geplant.
Dédougou ist bekannt für seine Masken und Maskentänze. Hier findet auch jedes Jahr ein großes Maskenfestival statt.
Im Vorfeld hatten wir uns auf einer Buchungsplattform ein Hotel ausgesucht und online gebucht.
In Bezug auf Hotels haben wir in Burkina schon viele lustige und abenteuerliche Sachen erlebt.
Auch dieses Jahr sollte es im Hotel Loba wieder speziell werden.
Schnell hatten wir in Dédougou das Hotel gefunden und gingen frohen Mutes mit unserer Buchungsbestätigung an die Rezeption und legten sie vor.
Nein, wir hätten nicht gebucht, das Hotel habe gar keine Internetseite, man könne nicht online buchen. Aber haben wir doch, hier! Nein, unmöglich. Helga zückt ihr Handy und ruft die Buchungsseite auf. Jetzt sieht es der Rezeptionist direkt vor sich. Nein, er bleibt dabei, sie haben keine Internetseite.
Oomh, ruhig bleiben. Da hängen doch jede Menge Schlüssel, also sind noch Zimmer frei.
Ja, klar, er hat Platz für uns. Warum nicht gleich so.
Er zeigt uns die Zimmer. Wir hatten eigentlich Zimmer mit Ventilator für ca. 12 Euro gebucht.
Es gibt auch Zimmer mit Klimaanlage. Im ersten OG wären auch noch welche frei, aber hier wäre ein kleines Problem mit dem Wasser, weil oft der Druck nicht reicht.
Lieber nicht, das mit dem fließenden Wasser ist auch im EG meist ein Problem.
Nach längeren Verhandlungen bekommen wir die Zimmer mit Klima für 15 Euro. Wir versprechen die Klimaanlage nicht an zuschalten.
Am Hoteleingang wirbt eine große Leuchtreklame für Croissants. Ich und mein Magen freuen uns schon auf morgen früh. Wie so oft sollte es anders kommen. Es gibt keine Croissants, noch nicht mal Kaffee. Aber selbst ist die Frau und so machen wir uns morgens auf den Weg um Brot und Nescafé zu suchen.
Wir handeln an der Rezeption noch einen Tisch für die kleine Terrasse vor unseren Zimmern aus und machen uns unser Frühstück selbst. Die Hotelküche wärmt uns immerhin unser Kaffeewasser. Gut, dass wir Tassen und Besteck immer an der Frau haben, denn in der Hotelküche gibt es nur 2 Gläser.
So verbringen wir hier doch 3 schöne Tage mit leckerem Frühstück. Im Hotelkühlschrank haben wir Bier und Sprite entdeckt und so werden auch die Abende bei einem herrlichen Radler sehr entspannt.

Gaby Weik

Bouleturnier
Sand hat es ja genug in Burkina und freie Plätze auch. Mittlerweile gibt es in vielen Städten des Landes Bouleclubs, wo sich Alt und Jung treffen, und ihrem Hobby nachkommen. Ja sogar in einem Sportgeschäft haben wir Kugeln in der Auslage gesehen.
Gilbert, ein burkinischer Yaa Soma, ist seit ein paar Jahren auch unter die Boulespieler gegangen. Vor unserer Abreise hat er angefragt, ob wir Lust hätten, bei einem Bouleturnier zuzuschauen. Ja klar, für Neues sind wir immer zu haben. „Ja und könntet ihr da auch was typisch Deutsches zum Essen anbieten?“. Also nehmen wir ein paar Salamis mit ins Gepäck.
Heiß ist es am Sonntagmorgen, als wir zum verabredeten Gelände laufen. Über dreißig Zweiermannschaften sind da und erhalten vom Organisationskomitee eine Nummer und werden auf einem Block notiert. Danach werden die Nummern noch auf Zettelchen geschrieben, diese kommen in eine Tüte, die im selben Moment zur Lostrommel wird. Und die Glücksfeen? Klar, Gaby und ich!
Nachdem die Gegner ausgemacht sind geht es los. Das Gelände fordert alles Können, da ist ein Loch, das ist ein Stein, da ist eine ausgefurchte Stelle. Mit voller Konzentration wird gespielt, die Schiedsrichter haben alle Hände voll zu tun.
Gaby und ich laufen derweil zurück ins Haus zurück und bestreichen aufgeschnittene Baguettebrote (vom hiesigen Bäcker) mit Mayonnaise aus dem Glas (erhältlich im Supermarkt vor Ort). Darauf legen wir Salamischeiben und geschnittene Tomaten und Zwiebeln vom Markt.
Mit gefüllten Schüsseln laufen wir zurück zum Platz, unsere Sandwiches finden reißenden Absatz. Wir haben zwar keinen Überschuss erwirtschaftet, aber allen hat es gut geschmeckt.

Mittlerweile sind etliche Gruppen ausgeschieden, zwischendurch losen wir wieder die Spielgegner aus und dann wird es ernst.
Eine relativ gerade Fläche wird mit Schnur eingegrenzt, der Platz für das Finale. Gemeinsam mit einem burkinischen Sponsor weihen wir den Platz mit ein paar Boulewürfen ein.

Zwei jüngere Männer werden Sieger, was freuen die sich. Natürlich müssen auch Gaby und ich mit aufs Erinnerungsfoto. Mit ihrem Preisgeld, ihrem Viernheimer T-Shirt und einen Paket neuer Kugeln machen sie sich mit ihren Fahrrädern auf den Heimweg.
Auch wir verlassen den Platz, morgen werden sich wieder Schüler hier tummeln.

Helga Winkenbach

 

Mittendrin statt nur dabei

Das sagen wir oft, wenn wir mal wieder in ne Hütte schlüpfen dürfen, wenn man uns an Unglaublichem teilnehmen lässt, wenn man uns so nimmt wie wir sind.
Wir steigen aus dem Auto aus, eine Traube von Frauen umringt uns. Wir laufen mit ihnen mit, werden angefasst und berührt. Später erzählt uns unser Freund, dass der Schuldirektor sich Sorgen um uns machte, immer nach hinten zu uns geschaut hätte… Er habe ihn aber beruhigt, „die sind so, die fühlen sich so wohl“.
Die Frauen tanzen im Kreis, wir stehen am Rand. Immer eine geht zur Mitte und macht die jeweiligen Schritte. Nicht lange, dann nehmen sie auch uns bei der Hand und wir tanzen (eher hopsen) mit. Und alles lacht.
Wenn ich morgens zur Boutique laufe, kennen mich die Kinder aus der Nachbarschaft und der Brotverkäufer winkt mir auch mittags zu, wenn ich vorbeikomme.
In Dédougou sehen wir einen Hinweis auf eine Kinderkrippe. Wir gehen hin und schon führt man uns direkt zu den Kleinen und freut sich über unser Interesse.
Unangemeldet machen wir unterwegs zu einer Dorfschule in Saria an der Kita halt. Ich war schon zwei Mal hier. Die Leiterin sieht mich, kommt zum Auto und umarmt mich.
Wenn wir mit den burkinischen Yaa Somas zusammensitzen, scherzen und lachen, wie es eben Freunde miteinander tun, dann haben wir Spaß pur.
Wenn ich mit den Mädchen aus meiner Gastfamilie frühstücke und so dazugehöre und mir die Oma sagt: „Mögen wir Freunde bleiben!“, dann spüre ich diese Verbundenheit, dieses Angenommensein.
Und dann durften wir auch noch an einem Ritual teilnehmen, was für uns beide eine solch besondere tiefgreifende Erfahrung war. Eigentlich sind da gar keine Frauen zugelassen – und Weiße schon zwei Mal nicht – und wir, wir durften es.
Mittendrin, statt nur dabei – wir sind so dankbar dafür!
Helga Winkenbach

 

Wir schreiben
Sechzehn Tage waren Gaby und ich in Burkina, Tagebuch und Stift hatten wir immer dabei. Manches muss einfach zeitgleich notiert werden. Abends würden wir oft nicht mehr alles zusammen kriegen, die tiefgründigen Worte eines Dorfalten nicht, und die Erklärungen einer Kultstätte ebenso wenig. Und wenn wir am Tag vier Schulen besuchen, abends wüssten wir nicht mehr, wo das Theaterstück aufgeführt wurde, wo der Schulgarten so gut gepflegt war, wo die Schüler so neugierige Fragen gestellt haben….
Und dennoch, auch abends sitzen wir da und schreiben, oder auch frühmorgens unter dem Moskitonetz. Mit der Brille mit LEDs sieht man zwar aus wie ne Hexe, aber sieht ja niemand!
Und wenn wir alles notiert haben, also à jour sind, ist das ein echt gutes Gefühl!
Ja, wir sind nun am Ende unserer Reisegeschichten angekommen und hoffen, dass Sie viel Freude daran hatten.

Gaby Weik und Helga Winkenbach

P.S: Aber Sie wissen ja: nach der Reise ist vor der Reise!

 

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